NL 2024_1 SPOTnat-Pionierstudie
Die Spitex ist mit steigenden Anforderungen konfrontiert. Jedes Jahr erhöht sich die Anzahl der Personen, welche von der Spitex versorgt werden. Viele ältere und chronisch kranke Menschen wünschen sich, in den eigenen vier Wänden bleiben zu können und da die Pflege zu Hause eine kostengünstige Alternative zur institutionellen Versorgung darstellt, wird die Spitalaufenthaltsdauer immer kürzer. Hingegen nehmen die Vielschichtigkeit und die akuten Pflege- und Betreuungssituationen zu, was einen wachsenden Bedarf an qualifiziertem Pflegepersonal zur Folge hat. Demgegenüber steht jedoch der Mangel an Pflegefachpersonen sowie der stetig wachsende Kostendruck, Faktoren, welche die Situation der Spitex zunehmend erschweren.
Um diese Problematiken zu untersuchen, lancierte das Institut für Pflegewissenschaft der Universität Basel eine Studie mit dem Namen „Forschungsprojekt zum besseren Verständnis der strukturell-organisatorischen Bedingungen sowie der Situation des Personals in der spitalexternen Pflege und Betreuung (Spitex) in der Schweiz“.
Diese nationale Studie nennt sich SPOTnat-Studie (Spitex Koordination und Qualität) und beleuchtet die folgenden Fragestellungen:
- Wie prägen gesetzliche Vorgaben und Finanzierungsmechanismen die betriebliche Organisation der Spitex (z.B. Personalstrukturen)?
- Wie wirken sich diese regulatorischen Rahmenbedingungen und die betriebliche Organisation auf die Koordination der Spitex aus?
- Wie hängt eine gute Koordination mit der Pflege- / Versorgungsqualität der Klient/innen zusammen (z.B. Anzahl Hausarztbesuche oder Spitaleinweisungen)?
- Wie hängt die Qualität der Arbeitsumgebung in der Spitex mit Personalergebnissen, wie z.B. Arbeitszufriedenheit, Gesundheit oder Absenzen zusammen?
Zusammenfassende Erkenntnisse
- Die Studie zeigt eine hohe Qualität der Pflege- und Betreuungsdienstleistung der Spitex-Mitarbeitenden auf
- Die Kommunikation innerhalb der Teams funktioniert gut, die Schnittstellen zu weiteren Involvierten wie Ärzten, Therapeutinnen, Mahlzeitendienst etc. sind jedoch mangelhaft. Dies erschwert die Koordination und kann zu Verzögerungen in der Informationsübermittlung bis hin zum Informationsverlust führen. Ein guter Informationsaustausch aller beteiligten Institutionen würde mehr Sicherheit und Wohlbefinden bringen, doch leider fehlen eine angemessene Finanzierung, passende Rahmenbedingungen, klare Prozesse und unterstützende IT-Angebote sowie interprofessionelle Austauschmöglichkeiten
- Weiteren Handlungsbedarf verortet die Studie in den Bereichen Digitalisierung und Koordination
- Durch die heutigen Rahmenbedingungen kommen die präventiven Tätigkeiten zu kurz, obwohl gerade die vorbeugenden Massnahmen den älteren Menschen erlauben, möglichst lange zu Hause wohnen zu können
Hohes Engagement der Mitarbeitenden
- Eine weitere Erkenntnis zeigt bei den Spitex-Mitarbeitenden trotz des Zeitdrucks und der grossen Verantwortung im Alltag ein sehr hohes Engagement und eine grosse Zufriedenheit auf
- Das Spitex-Personal leistet regelmässig Überzeit und geht trotz Krankheit zur Arbeit. Es werden bei der Umfrage in hohen Prozentzahlen Müdigkeit, Schwäche, Rücken- und Kreuzschmerzen sowie eine emotionale Erschöpfung angegeben. Obwohl die Personalstruktur eine hohe Verweildauer in der Spitex aufzeigt, denkt jede zehnte Person über eine Kündigung nach
Diese Resultate sind deutliche Indizien für die Verdichtung der Arbeitsmenge einerseits und andererseits für Mitarbeitende, die bis an ihre Grenzen gehen, um eine gute Qualität erbringen zu können. Das Commitment in der Spitex zeigt sich hoch, geht aber auf Kosten der Gesundheit der Angestellten.
Die Organisationen sind dringend aufgerufen, aufmerksam auf diesen Umstand zu reagieren und die Gesundheit ihrer Mitarbeitenden zu fördern und zu schützen.
Quelle: Aus der SPOTnat Studie, Nationaler Bericht der Universität Basel
Zu der Gesamt-Auswertung der Studie gelangen Sie mit dem Link Pionierstudie
Das Interview mit der Projektleiterin Franziska Zúñiga dauert ca.10 Minuten und verschafft Ihnen einen guten Überblick.